Was macht eigentlich…
das Team von Betterspace?
Letzte Woche habe ich mich mit Christopher Müller, einem der Gründer von Betterspace im Science Park getroffen. Betterspace nutzt eins der Ateliers dort. Das Team wurde 2015 beim UNIKAT-Ideenwettbewerb mit dem Sonderpreis “Technologie” ausgezeichnet und bekam eine EXIST-Förderung. Mittlerweile hat Betterspace um die 15 Mitarbeiter. Im Interview erzählt Chris, wie aus einer Idee das Unternehmen Betterspace wurde und was sie alle antreibt:
Was macht Ihr? Beschreib doch bitte kurz in 2-3 Sätzen Euer Geschäftskonzept!
Wir verstehen uns als der Partner für innovative und nachhaltige Hotels. Wir entwickeln digitale Lösungen für das Hotel von morgen. Das ist unser grundsätzliches Konzept und unser erstes Produkt ist „better.hotel.heating“. „better.hotel.heating“ ist eine intelligente Heizkörpersteuerung für Hotels, die alle Heizkörper im Hotel automatisch steuert und verhindert, dass auch in Räumen geheizt wird, in denen sich kein Gast befindet, beispielsweise weil der Gast schon ausgecheckt hat oder weil das Housekeeping vergessen hat, den Heizkörper runter zu drehen.
Wie seid Ihr zu Eurer Idee gekommen? Was hat Euch Mut gemacht, die Idee umzusetzen?
Zwei meiner Mitgründer, Gerhard und Sing, haben am Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) an verschiedenen Projekten zum Thema Energiemanagement an Nichtwohngebäuden gearbeitet und gemerkt, dass gerade in der Hotelbranche großes Potential im Bereich Energieeffizienz besteht. Als wir uns dann näher damit beschäftigt haben, haben wir gemerkt, dass es noch so viele „White Spots“ gibt, Produkte, die basierend auf dem Thema Digitalisierung gut in diesen Markt passen. Daraufhin haben wir beschlossen, das zu machen.
Wer sind die Gründer? Wo habt Ihr Euch kennengelernt?
Ich habe Gerhard und Sing im November 2014 kennengelernt, die beiden sind seit 2014 an der Idee. Benni kam dann im August 2015 dazu. Wir haben uns über UniKasselTransfer kennengelernt. Gerhard und Sing haben bei einem Ideenwettbewerb Slush in Helsinki 10.000 Euro gewonnen, von denen die Hälfte für Coaching ausgegeben werden musste. Die beiden haben ein Beratungsangebot beim UNIKAT Lab in Anspruch genommen und dabei haben wir uns kennengelernt. Ich habe als studentischer Mitarbeiter im UNIKAT Lab an dem Projekt „Betterspace“ mitgearbeitet, das aber damals noch in einem sehr frühen Stadium war. Dann ging alles ganz flott: Im November 2014 haben wir beschlossen, das Projekt umzusetzen, im Dezember haben wir entschieden, das EXIST-Gründerstipendium zu beantragen und im Juni 2015 startete dann das EXIST-Gründerstipendium.
Ihr seid früh auf potentielle Kunden zugegangen, wieso?
Weil wir ein zentrales Prinzip verfolgen: „Be fast“. Reid Hoffman, Co-Gründer von LinkedIn hat gesagt: „Wenn dir die erste Version deines Produktes nicht peinlich ist, hast du es zu spät auf den Markt gebracht.“ Dieses Zitat spiegelt genau unsere Philosophie wieder. Wir sind ganz früh rausgegangen, haben uns bemüht, ganz früh in Kundenkontakt zu kommen und zu gucken, was die Kundenbedürfnisse sind. Wir wollten sehr früh die Kundenbedürfnisse in die Produktentwicklung einfließen lassen, weil wir wussten: Wenn wir zu lange warten, geht uns die Puste aus. Im Juni haben wir das EXIST-Gründerstipendium bekommen und im August sind wir zu unserem ersten Kunden gefahren. Wir hatten noch nicht viel außer ein paar Powerpoint Slides, etwas Hardware und unseren Enthusiasmus. Wir konnten den Hotelier überzeugen und im Oktober haben wir dann die erste Beta-Version unseres Systems verbaut. Klar lief da noch nicht alles perfekt, aber wenn du erst im Labor entwickelst und dann rausgehst und merkst, das es nicht funktioniert, dann ist ohnehin alles zu spät.
Seid Ihr Euch als Team dabei immer einig? Was haben die Entwickler im Team gesagt?
Unser Chefentwickler Gerhard hat ein ganz gutes Verständnis dafür, dass man früh an den Start gehen muss und viele Features auch im Nachgang nachschieben kann. Das ist ja das Gute an Software – und wir verstehen uns als Softwarehaus mit einer Hardwarekomponente. In der Software steckt unser Know-How und da wir eine Cloudlösung haben, können wir die Features, Updates immer nachschieben. Wir wollten also so schnell wie möglich raus, unsere Hardware installieren und unsere Prozesse verbessern.
Wie finanziert Ihr Euch?
Wir haben einen privaten Business Angel, mit dem wir über den Investmentmanager des Science Parks in Kontakt gebracht wurden. Das war für uns ein Glücksfall und sehr beruhigend, als wir wussten, dass wir auch nach EXIST weitermachen können. Unser privater Business Angel war zuvor 25 Jahre Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens und hat gute Kontakte zu Herstellern, die wir nutzen können. Im strategischen und operativen Geschäft wollen wir unabhängig sein und das läuft auch super. Trotzdem können wir natürlich bei Managemententscheidungen Rat einholen, wenn wir wollen. Die Zusammenarbeit läuft super, wir würden es immer wieder machen.
Parallel haben wir uns einen institutionellen Business Angel ins Boot geholt, KIC InnoEnergy aus Karlsruhe, einen Frühphasen-Investor für Cleantech und Greentec Start-Ups. Das ist eine gute Kombination.
Beide unterstützen uns sowohl finanziell als auch mit ihrem Netzwerk.
Ihr seid recht schnell gewachsen. Wie kam das?
Die zu erledigenden Aufgaben wurden für 3-4 Personen relativ schnell zu komplex und waren nicht mehr allein zu bewältigen. Wir haben schon während des EXIST-Gründerstipendiums gemerkt, dass sehr viele Kompetenzen nötig sind: Wir brauchen Hardware- und Softwareexperten, Vertriebsprozesse müssen aufgebaut und gemanagt werden, jemand muss sich um potentiellen Partner kümmern, die Finanzen müssen im Blick behalten und geplant werden. Noch dazu haben wir relativ schnell die GmbH gegründet und brauchten jemanden, der sich um die bürokratischen Dinge kümmert… Es entstanden so schnell so viele Aufgabenbereiche, dass uns klar war, dass wir das nicht auf die vorhandenen Schultern verteilen können.
Wie habt Ihr das Wachstum gemanagt?
Es ist nicht so, dass wir Gründer alles wissen. Wir versuchen gemeinschaftlich, im Dialog mit den anderen, das Unternehmen erfolgreich zu machen. Jeder arbeitet dabei mit. Das Team hat ein genauso großes Interesse wie wir, erfolgreich zu sein. Jeder schafft sich seine eigene Stelle und hat die Freiheit, sich in seinem Aufgabengebiet selbst zu entfalten. Organisatorisch ist das auf jeden Fall eine Herausforderung. Wir brauchen da sicher noch etwas Zeit für verankerte Strukturen, aber unsere Lernkurve geht steil nach oben. Plötzlich brauchten wir eine Jour-fix Kultur, ohne dass wir alle mit Meetings erschlagen. Wir versuchen, die Termine so zu legen, dass sie nicht in die Zeiten fallen, in denen wir am produktivsten sind und so wächst es immer weiter.
War für Euch immer klar, dass Ihr gründen wollt?
Unser Antrieb ist, dass wir gemeinsam etwas aufbauen wollen. In großen Unternehmen mit festen Strukturen ist dies kaum machbar. Es macht so einfach auch viel mehr Spaß. Wir alle sehen unseren Job nicht einfach als Job, für uns ist es viel mehr. Es ist das, was uns Spaß macht, was uns erfüllt. Wenn man das Ganze so betrachtet, dann erfordert es gar nicht so viel Mut. Klar, wir tragen eine große Verantwortung, wir sind zum Beispiel dafür verantwortlich, dass wir die Gehälter unserer Mitarbeiter zahlen können und allen bürokratischen Pflichten nachkommen. Aber trotzdem, wenn man es wirklich will, erfordert es gar nicht so viel Mut, man muss es einfach machen. Und ob das Produkt gut ist oder nicht, merkt man relativ schnell und wenn man ein gutes Team hat, kann man auch das Produkt verändern, weil es am Ende sowieso auf das Team ankommt.
Habt Ihr eine gemeinsame Vision?
Wir wollen der Ansprechpartner für die digitale Themen in der Hotellerie werden. Immer, wenn das Thema „Digitalisierung“ aufkommt, soll man unser Logo im Kopf haben. Unser erstes Produkt ist die Heizkörpersteuerung, aber wir haben auch schon ein Pilotprojekt zur Klimasteuerung gemacht, Automatisierung des Lichts funktioniert auch schon und alles, was in den Hotelzimmern smart abläuft. Aber darüber hinaus können wir uns noch so viel vorstellen: die digitale Gästemappe, mit der man Licht, Klimaanlage und Heizung steuern kann oder das Bedienen der Tür mit Smartphone. Wir wollen Ansprechpartner für Hotels für alle diese Themen sein – und das Feld ist wirklich riesig.
Könnt Ihr Euch auch vorstellen, in andere Märkte zu gehen?
Klar, wir haben hier an der Uni gerade ein Pilotprojekt, wo wir Büros ausstatten. Unser System kann beliebig auf andere Anwendungsfelder übertragen werden. Erstmal bündeln wir aber all unsere Vertriebskraft auf den Bereich der Hotellerie.
Was könnt Ihr Euren neuen Mitarbeitern bieten?
Bei uns haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, sich und Ihre Kompetenzen zu entfalten. Hier kann sich jeder einbringen und man kann sich im Unternehmen entwickeln und sich in verschiedene Bereiche einarbeiten. Nichts ist vorgegeben und fest, man kann gestalten und viel lernen.
Wie motiviert Ihr Euch, wenn es mal nicht gut läuft?
Wir Gründer müssen uns nicht gegenseitig motivieren, wir brennen alle für das, was wir machen. Wenn etwas nicht so läuft, wie wir es uns vorstellen? Dann kommt es vor, dass wir so lange zusammensitzen, bis wir eine Lösung gefunden haben, die für alle passt. Auch wenn wir bis um 2 Uhr nachts da sind. Das ist unser Vorgehen und damit sind wir bisher gut gefahren. Und dass es mal Rückschläge gibt, ist relativ klar, aber da kommen wir wieder zu unserer Ursprungsphilosophie: Wir wissen, dass wir noch lange nicht alles richtig machen. Fehler passieren, das ist normal, aber wir wollen den Fehler nicht zweimal machen. Also mach den Fehler einmal, analysier ihn anständig und lern draus. Und mach den Fehler nicht noch mal.
Was würdest Du aus heutiger Sicht (früher) anders machen?
Ich bin zufrieden, mit dem, was wir bisher erreicht haben. Klar, es geht immer noch mehr. Auch wir vergleichen uns mit Teams, die es noch schneller noch weiter gebracht haben, aber das ist auch unser Antrieb. Wir wollen jeden Monat besser werden, um richtig erfolgreich zu werden.
Was sind Eure Pläne / Projekte / Wünsche für das nächste Jahr?
Wir werden im kommenden Jahr einige Produkte auf den Markt bringen, mit denen wir jetzt in der Betaphase sind und die bald Marktreife erlangen.
Deine ganz persönliche Erkenntnis?
Für mich ist eine der größten Erkenntnisse, wie wichtig es ist, einen Perspektivwechsel vorzunehmen und zwar in alle Richtungen. Dass ich mich in meinen Kollegen hineinversetzen kann, dass ich mich in Mitarbeiter hineinversetzen kann, in Kunden, in Partner, in VCs. Ich merke, wie wichtig es ist, den eigenen Mikrokosmos zu verlassen, den Schritt rauszugehen und zu verstehen, was sich der jeweils andere tatsächlich wünscht. Das macht alles so viel leichter, jedes Gespräch, jede E-Mail, alles.
Danke für das Gespräch.
Aufgezeichnet von Gabriele Hennemuth
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