Was macht eigentlich…
das Team von Braumanufaktur Steckenpferd?
Am Donnerstag habe ich Johannes Alt und Erik Schäfer am Pferdemarkt getroffen. Die beiden haben den 2. Platz beim UNIKAT Ideenwettbewerb 2015 gewonnen. Inzwischen vertreiben sie ihr eigenes Bier “Läuft. Single Hop Pale Ale ” und haben die ehemalige Pferdemetzgerei angemietet, in der sich Kulinarik und Kultur treffen sollen.
Beschreibt doch bitte, was Ihr macht!
Erik:
Wir bringen Bier und Kultur zusammen. Kunst und Kulinarik.
Kassel hat keine Brauerei mehr und die Auswahl an guten Bieren ist eher mau. Das wollen wir ändern. Das ist das eine. Das andere ist, dass hier in diesem Viertel, am „Pferdemarkt“ nicht viel los ist. Das Quartier hier ist sehr schön, aber unbekannt. Wir möchten hier als (sub)kulturelle Keimzelle agieren und kulturelle Veranstaltungen und Kunst herholen, egal ob Poetry Slams, Ausstellungen, Musik, Lesungen oder Workshops. Wir bieten einen (kleinen) Raum für Ausstellungen, Produktpräsentationen oder Pop-Up Shops und haben Bock auf Kooperationen quer durch alle Gernres.
Wieso seid Ihr am Pferdemarkt?
Johannes:
Wir beide wohnen hier am Pferdemarkt. Wir sind Nachbarn und haben uns schon lange gedacht, dass wir hier etwas machen wollen. Der „Pferdemarkt“ ist Teil der im Krieg zerstörten Altstadt. Es ist eine schöne Gegend mit Ruinen der Altstadt. Wir haben dann diese ehemalige Metzgerei mit Speisegaststätte gefunden. Über 100 Jahre lang war sie die einzige Pferdemetzgerei in Kassel. Seit vier Jahren ist die Metzgerei geschlossen. Jetzt freut sich unsere Vermieterin, dass wieder etwas im Bereich Produktion/Handwerk passiert und der Raum nicht als Lagerfläche genutzt wird.
Was bedeutet der Name „Steckenpferd“?
Johannes:
„Steckenpferd“, weil wir am Pferdemarkt in der ehemaligen Pferdemetzgerei sind. Und weil der Begriff „Steckenpferd“ für etwas steht, was man gerne und gut macht.
Wie ist die Idee entstanden?
Erik:
Wir haben früher schon Pop-Up Dinner oder Bars organisiert und ähnliche Veranstaltungen. Irgendwann haben wir uns mal darüber unterhalten, dass wir hier Bier brauen müssten. Wir haben dann probiert und geguckt, und es war viel Arbeit, wenn man einfach nur 10 Liter auf dem Herd macht, dann hat man nicht viel davon. Wir haben dann geschaut, was Brauanlagen kosten und die waren zu teuer. Dann hat Jo gesagt: „Lass uns doch selbst eine bauen“, und das haben wir gemacht. Als die Töpfe fertig waren, haben wir gemerkt, dass sie viel zu groß für unsere Küche sind. Also haben wir einen Raum gesucht, in dem wir hobbymäßig Bier brauen können. Dann sind wir auf die Metzgerei aufmerksam geworden, weil wir uns dachten, dass es hier bestimmt Räume gibt, die Hygienestandards erfüllen und sich gut eignen. Wir haben dann gefragt und so fing es an, dass wir hier waren und anfingen, Bier zu brauen. Das war erstmal nicht mehr. Dann wurde das Bier besser, wir haben es mit Freunden getrunken und haben uns Feedback eingeholt und irgendwann war es so, dass wir sagten: „Komm, wir haben die Möglichkeit, die gesamten Räume zu mieten, lass uns ein Business draus machen“. Wir haben dann am UNIKAT-Ideenwettbewerb teilgenommen und den 2. Platz belegt. Das hat nochmal „Boost“ gegeben und dann haben wir Anfang des Jahres gegründet und jetzt sind wir hier.
Woher kam der Ansporn, besseres Bier zu brauen, obwohl Ihr beide aus ganz anderen Bereichen, Ingenieurwissenschaften und Kunsthochschule kommt?
Johannes:
Ich komme aus Nürnberg und kenne von da die Bierkultur. Das hat mir in Kassel gefehlt und wenn man es gut macht, ist ein gutes Bier vergleichbar mit einem Wein. Auch ein Bier hat ein ganz eigenes, sehr vielfältiges Geschmacksspektrum. Es geht nicht nur ums Trinken, sondern auch ums Genießen und es ist schön, wenn man das so hinbekommt. Und in die Richtung soll es weitergehen.
Erik:
Wir haben unsere Ersparnisse reingesteckt. Natürlich hätten wir davon auch in Urlaub fahren können und zwar mehr als zwei Wochen, aber die Idee war da und das Bier war gut. Dazu kommt, dass es in Kassel eben keine kleine Brauerei gibt. Das ist eine Marktlücke und wir können der Stadt etwas geben. Und da wir eher die Macher sind, haben wir uns gesagt: “Das versuchen wir jetzt und mehr als schiefgehen kann es nicht.“
Johannes:
Ich finde es gut, eine Brauerei in der Stadt zu betreiben, weil es kaum noch etwas gibt, was hier gemacht wird. Es gibt kaum noch Handwerk in der Stadt.
Die letzte Brauerei ist abgewandert und jeder trinkt Bier. Dann ist es doch schön, wenn das Bier regional hergestellt wird und gleichzeitig hier etwas passiert.
Ich finde die Grundidee total richtig. Wir wollen einen Ort schaffen, an dem Kultur angeboten wird und über solche Themen gesprochen werden kann.
Wie finanziert Ihr Euch?
Johannes:
Über den Bierverkauf. Wir haben unsere Ersparnisse reingesteckt und jetzt können wir mit dem Bierverkauf auf Veranstaltungen und in ausgewählten Kneipen die Kosten decken.
Erik:
Zurzeit studieren wir noch und haben Nebenjobs, wir müssen also noch nicht davon leben. Wir können es langsam angehen und uns reinfinden.
Wie beschreibt Ihr Euer Bier?
Erik:
Wir brauen ein Pale Ale, das ist ein englischer Bierstil. Das Bier ist etwas heller, naturtrüb und ein bisschen stärker als ein Pils. Der Geschmack ist etwas fruchtig, leicht herb, mit Noten von Maracuja und Holunder. Das Bier wird nach dem Deutschen Reinheitsgebot hergestellt und enthält keine Aromen, der fruchtige Geschmack entsteht alleine durch den verwendeten Hopfen.
Was bietet Ihr noch an?
Erik: Zum Verkauf außer Haus gibt es bis jetzt nur unser „Läuft“ single hop pale ale, wir arbeiten aber daran spätestens zur Documenta eine zweite Biersorte außerhalb des Ladens zu Etablieren. Sobald unsere Bar regulär öffnet, bieten wir zu unserem Bier noch hausgemachte Limonaden und Eistee an. Sowie eine Auswahl selbst angesetzter Liköre und Geister. Es wird auch eine kleine Karte mit kaltem und warmem Essen geben.
Was sind Eure Pläne für das nächste Jahr?
Johannes:
Bisher öffnen wir nur zu Zeiten, die wir über Facebook bekannt machen. In 1 ½ Monaten möchten wir feste Öffnungszeiten anbieten und weitere Restaurants und Kneipen gewinnen, die unser Bier verkaufen. Wir möchten gerne auch neue Veranstaltungen, wie etwa ein Quartiersfest am Pferdemarkt organisieren und zur Documenta möchten wir dann 5-6 Tage in der Woche öffnen.
Erik:
Im nächsten Jahr wird der kulturelle Teil ausgebaut, mehr und vor allem regelmäßige Veranstaltungen etabliert und die Vernetzung mit anderen Projekten vorangetrieben.
Unser Standort soll zu einer (sub)kulturellen Keimzelle des Quartiers werden. Das geht natürlich nur mit Unterstützung.
Danke für das Gespräch.
Aufgezeichnet von Gabriele Hennemuth
Kontakt:
Braumanufaktur Steckenpferd
Kastenalsgasse 8
34117 Kassel
www.braumanufaktur-steckenpferd.de
info@braumanufaktur-steckenpferd.de