Der High-Tech Gründerfonds (HTGF) ist der größte und aktivste Frühphaseninvestor Deutschlands. Inzwischen ist der HTGF mit seinem dritten Fonds gestartet und hat dabei die Möglichkeiten der Finanzierung angepasst: Seit Herbst gibt es bis zu drei Millionen Euro pro Unternehmen. Außerdem können nun Startups, die bis zu drei Jahre alt sind, finanziert werden.
Tobias Hasenjäger, Investmentmanager erklärt, welche Konditionen sich jetzt verändert haben und beurteilt die Veränderungen:
Erhöhung der Altergrenze auf 3 Jahre:
Durften bei beiden Vorgängern die Unternehmen beim Erstkontakt maximal 1 Jahr alt sein, hat sich diese Randbedingung nun deutlich entspannt. Die alte Regelung zwang StartUps geradezu, sehr früh den Kontakt zum HTGF zu suchen, ohne etwas Substantielles vorweisen zu können. Klassisches “Bootstrapping” war nahezu ausgeschlossen. Die neue Regelung gibt Gründungsteams viel mehr Zeit, ihr StartUp im “Stealth Mode” reifen zu lassen, insbesondere ihr Geschäftsmodell mindestens partiell zu validieren.
Die einzige Erschränkung ist, dass seitens Investoren maximal €500k als Eigenkapital oder eigenkapitalähnlich Mittel in das betreffende StartUp eingebracht sein dürfen. Das impliziert, dass der HTGF die bis dato gelebte Fiktion aufgibt, in einer sogenannten “Finanzierungsrunde 0” der Erstinvestor zu sein.
Verzicht auf das obligatorische “Side-Investment”:
Gerade für jüngere Gründer entpuppte sich das sogenannte “Side-Investment” von 10% respektive 20% des Beteiligungssumme, zu dem Dritte maximal 50% beisteuern durften, als finanzieller Klimmzug. Vielfach waren dann auch “kreative” Lösungen gefragt. Jetzt ist das Ganze “optional”, das heißt Teil der Verhandlungen. Wegen der Anhebung der Altersgrenze macht das natürlich auch Sinn, die Vorleistungen der Gründer stärker als bislang berücksichtigen zu können.
Flexibles Beteiligungsmodell:
Konsequenterweise macht auch die Aufgabe des bislang praktizierten “starren” Beteiligungsmodells absolut Sinn, da ein 3-jähriges StartUp eine Finanzierungshistorie mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit vorweisen kann. Diese Flexibilität erlaubt es dem HTGF, beim Einstieg auch eine Bewertung aufzurufen und potentielle Interessenkonflikte mit den Altinvestoren zum Wohle der StartUps zu entschärfen. Der HTGF wird somit einem klassischen Venture Capitalisten ein Stück ähnlicher.
Die Kehrseite ist, dass durch die Aufgabe des Standards der Beteiligungs- und Entscheidungsprozess unter Umständen deutlich länger dauern wird. Auf alle Fälle wird dieser für den HTGF deutlich personalintensiver werden. Kein Wunder, dass die Bonner Kollegen ständig neue Investment Manager suchen.
Erhöhtes Budget:
Es hat den Anschein als rücke der HTGF in der Nahrungskette ein wenig nach hinten. Mit einem Budget von €3 Millionen pro StartUp wird er diese auch länger als aktiver Investor begleiten können. Der öffentlichen, wenn auch selten berechtigten Kritik an einigen vorzeitigen Exits scheint hier Rechnung getragen zu sein.
Hier geht es zum Interview mit Romy Schnelle, Investment Director beim HTGF.
Wenn es um Investoren geht, rate ich ich immer, so spät wie möglich einen Investor zu finden, und wenn möglich auf einen Investoren zu verzichten und über den erwirtschafteten Umsatz zu wachsen. Allerdings bedürfen manche Geschäftsideen eine Invention, um überhaupt umgesetzt zu werden. Dann ist der HTGF-Fond sicherlich eine gute Wahl.
Danke für den Kommentar.
Du erwähnst zwei wichtige Punkte:
1. Wann ist der richtige Zeitpunkt, um einen Investor ansprechen?
Je früher ein Investor an Bord geholt wird, desto mehr Anteile wird er als Ausgleich für sein höheres Risiko verlangen. Aber du brauchst auch Vorlauf für die Akquise: Du mußt dir Gedanken machen, wen du ansprechen willst, welchen Fokus hat der Investor etc.
Also: Investorensuche braucht Vorlauf und Vorbereitung!
2. Kann ich meine Idee ohne weiteres Eigenkapital umsetzen? Und kann der Investor außer Geld noch Netzwerk / Zugang zu Kunden/ Know How etc. einbringen?
Hatten uns damals mit einem Projekt beworben, leider nicht geklappt. Aber das ist für StartUps natürlich mega gut wenn man das bekommt.