Prof. Dr.-Ing. Ludger Schmidt über Ausgründungsmöglichkeiten im Bereich Augmented Reality, Gesten- und Sprachinteraktion und Mensch-Roboter-Interaktion

Prof. Dr.-Ing. Ludger Schmidt leitet des Fachgebiet Mensch-Maschine-Systemtechnik im Fachbereich Maschinenbau sowie das Wissenschaftliche Zentrum für Informationstechnik-Gestaltung der Universität Kassel.

Im April 2019 findet im Science Park Kassel das 4. Innovationsfrühstück „Uni trifft Wirtschaft” statt. Sie halten hier einen Vortrag mit dem Titel „Gestaltung technikgestützter Assistenzsysteme für den Menschen – Industrie 4.0, Robotik, Augmented Reality.“ Worum geht es dabei?
Anhand eines exemplarischen Montagearbeitsplatzes möchte ich in diesem Vortrag vorstellen, wie Mensch-Roboter-Kollaboration und Augmented-Reality-Datenbrillen als Assistenzsysteme in der Produktion konkret gestaltet und eingesetzt werden können. Wir haben diesen Arbeitsplatz nach realem Vorbild im Labor aufgebaut und vergleichend untersucht, wie sich der zusätzliche Robotereinsatz auf die Arbeitseffizienz und die Beanspruchung des Menschen auswirkt. Mit Blick auf kleinere Losgrößen und Variantenvielfalt wurde auch das Erlernen des Arbeitsprozesses betrachtet und eine konventionelle Papieranleitung der Augmented-Reality-Assistenz gegenübergestellt.

Welche Potenziale und Marktlücken sehen Sie für Gründungsinteressierte auf dem Gebiet der Mensch-Technik-Interaktion?
Mit dem aktuellen Reifegrad von Augmented Reality, Gesten- und Sprachinteraktion sowie Mensch-Roboter-Interaktion sind nicht nur neue Anwendungsmöglichkeiten entstanden, sondern insbesondere versetzt die Leistungsfähigkeit der dafür nötigen Werkzeuge Gründungsinteressierte in die Lage, damit selbst relativ rasch diese Anwendungen aufzubauen. So benötigte man z. B. vor 20 Jahren im Mensch-Technik-Interaktions-Leitprojekt ARVIKA noch ein ganzes Forschungsinstitut für eine Augmented-Reality-Visualisierung, heute bauen Studierende bei uns in einer 90minütigen Übung der Lehrveranstaltung Assistenzsysteme mit frei verfügbaren Werkzeugen schon eine erste eigene Applikation auf.

Inwieweit haben Sie die Entwicklungen von Startups in diesem Bereich im Blick? Arbeiten Sie eventuell mit Startups in bestimmten Forschungsbereichen zusammen?
Wir beobachten dies und haben auch selbst schon darüber nachgedacht, aus einem Forschungsprojekt heraus ein Startup zu gründen. Andererseits kommen Startups auch auf uns zu, um im Rahmen öffentlich geförderter Forschungsprojekte mit uns zusammen zu arbeiten. Sie sind uns also auch als Projektpartner sehr willkommen.

Wie geht es mit Ihrer Forschung zu diesem Thema weiter?
Aktuell ist für den weiteren Transfer in die Praxis ein zweitägiges Weiterbildungsseminar zur „Roboterassistenz in der Produktion“ in Vorbereitung, das im Herbst erstmals bei uns am Fachgebiet stattfinden soll. Im Rahmen von studentischen Arbeiten, der Auftragsforschung interessierter Unternehmen und öffentlicher Förderung untersuchen wir neben der industriellen Anwendung auch andere Einsatzbereiche wie die Lernunterstützung im Handwerk, die Leitung und Navigation von Fußgängern oder demnächst auch die Mensch-Roboter-Interaktion im öffentlichen Raum. Mehr Informationen unter www.mensch-maschine-systemtechnik.de

Die Fragen stellte Jaana Kistner. Das Interview ist bereits im Science Park Newsletter vom April 2019 erschienen.

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