Erfahrt im Interview mit Hanno Storz, Mitgründer und COO von STRAFFR, was hinter der Gründungsidee steckt und wie es nach dem EXIST Gründerstipendium für das Team weitergeht.
Hanno, was ist die Idee von STRAFFR?
Die ursprüngliche Idee für unser Produkt kam durch mangelnde Zeit für Sport. Wir sind beruflich viel unterwegs gewesen, auch an Orten an denen man nicht immer gut Laufen gehen konnte und so haben wir angefangen, mit herkömmlichen Fitnessbändern zu trainieren. Da man aber keinerlei Feedback bekommt, haben wir uns damit beschäftigt, wie man die Bänder messbar machen kann. Die Produktentwicklung ging neben unseren Vollzeitjobs zunächst eher schleppend voran. Schließlich haben wir uns gedacht „Die Idee ist gut, da gibt es einen Markt für, wir setzen jetzt alles auf eine Karte!“. Dabei hat uns das EXIST Gründerstipendium natürlich sehr geholfen, unsere Jobs zu verlassen und die Idee umzusetzen.
Wie setzt sich euer Team zusammen?
Stefan Weiß und ich haben zusammen Wirtschaftsingenieurwesen studiert, wir haben uns im Studium kennen gelernt und auch später zusammen in einer WG gewohnt. Stefan und Torben Hellmuth haben sich während ihres Aufenthaltes in Australien im Rahmen des Hessen Queensland Exchange Programm kennen gelernt. Stefan war der Ideenträger und hat uns alle zusammengebracht und für die Idee begeistert.
Ihr wohnt alle an verschiedenen Orten – wieso habt ihr die Idee dennoch weiterverfolgt?
Stefan wohnt in Amsterdam, Torben in Kassel und ich wohne in Hamburg. Das kam durch unsere vorherigen Berufe. Wir haben uns dafür entscheiden, die Idee in Kassel weiterzuentwickeln, weil wir uns hier kennen gelernt haben, hier studiert haben und das Netzwerk hier zu schätzen wissen. Wir bekommen in Kassel außerdem sehr viel wertvolle Unterstützung durch die Gründungsberatung der Universität und das Institut für Werkstofftechnik/Kunststofftechnik von Prof. Dr.-Ing. Hans-Peter Heim.
Wie organisiert ihr euch als Team?
Wir haben klare Verantwortlichkeiten: Stefan ist verantwortlich für die App-Entwicklung, das Thema Marketing und die Finanzen. Die Finanzen betreut er strategisch und ich operativ. Ich bin zusätzlich für Supply Chain und Operations zuständig, das heißt das Lieferantenmanagement und Bereiche wie Personalwesen und Recht. Torben als Elektrotechniker ist verantwortlich für die Produktentwicklung und das Qualitätsmanagement. Wir organisieren uns mithilfe von Microsoft Teams, man kann z.B. telefonieren, Termine planen, sich in Kanälen organisieren und Informationen bündeln. Außerdem nutzen wir Microsoft OneDrive, um alle unsere Dateien auf allen Rechnern in Echtzeit zu synchronisieren. Trotzdem treffen wir uns wenigstens einmal im Monat für mehrere Tage in Kassel.
Was sollte man bei der Zusammensetzung eines Gründungsteams beachten?
Ganz wichtig für eine Team-Zusammenstellung sind gleiche Werte, sei es wie viel man arbeitet, wie man seine Arbeit erledigt oder wie man kommuniziert. Man verbringt viel Zeit zusammen und da muss das einfach passen. Außerdem sollten Gründungsteams interdisziplinär sein und sich mit ihren Fähigkeiten ergänzen. Wir von STRAFFR haben zwar alle einen technischen Hintergrund, aber hatten bereits im Studium unterschiedliche Schwerpunkte gewählt. Spätestens in unseren verschiedenen Jobs haben sich unsere Kompetenzen noch weiter in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Stefan kennt sich viel besser im Bereich der App-Entwicklung und im Bereich Marketing aus, während ich eher die Lieferkette betreuen kann, mich mit Bauteilen und Konstruktion auskenne. Das ist bei kleinen Teams sehr wichtig. Wenn alle das gleiche können, ist man in einer Sache top, aber kann nicht alle Bereiche gut abdecken.
Welche Möglichkeiten gibt es, wenn man auf der Suche nach einer Teamergänzung ist?
Einerseits sollte man Netzwerkveranstaltungen nutzen, die häufig durch Universitäten angeboten werden. Zum anderen gibt es auch viele Online-Portale, die Vernetzungen anbieten, wie beispielsweise Meetup.com oder f6s.com. Letztere Seite bietet viele Infos rund um das Thema Gründung sowie eine riesige Jobbörse. Was heutzutage außerdem wichtig ist, sind Profile auf XING und LinkedIn. Meldet euch an und vernetzt euch direkt mit Leuten, die ihr kennen lernt und mit denen ihr euch gut versteht. Wer weiß, wofür es gut es.
Da man potentielle Teammitglieder aber sehr gut kennen lernen sollte, empfehle ich ganz klar lokale Netzwerkveranstaltungen zu besuchen. Einfach mal hingehen!
Wie hat sich eure Gründung während des EXIST Gründerstipendiums entwickelt?
EXIST lief für uns persönlich sehr gut. Wir haben alle Ziele erreicht, die wir uns vor einem Jahr vorgenommen haben, im Bereich Technologie, App-Entwicklung und Businessmodell. Wir haben in dem Zeitraum eine fertige iOS-Version unserer App entwickelt und Videos für alle Fitnessübungen sowie einen Imagefilm gedreht. Die Übungen und professionellen Anleitungen haben Physiotherapeuten und Personal Trainer erstellt.
Das Fitnessband wurde zu einem sehr seriennahen Prototypen weiterentwickelt. Das Band kann jetzt Dehnungen von bis zu 400% messen, damit kann man den ganzen Körper trainieren und die über 50 Fitnessübungen aus der App ausführen.
Zudem haben wir in dem Zeitraum unsere Firma die STRAFFR GmbH gegründet.
Hast du Tipps für Teams, die EXIST beantragen wollen?
Da der Antrag für ein EXIST Gründerstipendium über eine Hochschule gesendet wird, muss und sollte man Rücksprache mit dem jeweiligen Ansprechpartner halten. Das hilft sehr, da in dem Austausch Anmerkungen kommen, an die man selber nicht gedacht hat. Zwei Punkte sind beim Antrag sehr wichtig: Erstens braucht das Projekt einen hohen Innovationsgrad, zweitens muss man für alle Bereiche eine Antwort haben. Es reicht nicht die Technik bis ins letzte Detail zu beschreiben, aber keinen Markteintrittsplan oder keine Vertriebsstrategie zu haben.
Wie finanziert ihr euch nach EXIST und wie geht es für das Unternehmen jetzt weiter?
Wir haben eine Überbrückungsfinanzierung mit einem lokalen Business Angel realisiert.
Für uns steht jetzt als nächstes der Markteintritt über eine Crowdfunding-Kampagne an. Im Februar starten wir eine Kickstarter-Kampagne, die wir auch schon während unserer EXIST-Förderungszeit geplant haben. Über eine Laufzeit von 30 Tagen können Unterstützer aus verschiedenen Kaufoptionen wählen. Je früher man dran ist, desto günstiger wird das Band.
Parallel entwickeln wir das Produkt zur Serienreife fertig. Wir haben Gespräche mit Lieferanten und programmieren die App für Android. Der ganze Prozess vom Start zur fertigen Serie, Produktion, zur Zertifizierung, bis das Band verkauft werden kann – das dauert ungefähr 4-6 Monate. Im August sollen die ersten Bänder ausgeliefert werden. Alles wird in Deutschland produziert, um einerseits kurze Lieferwege zu haben und ein qualitativ hochwertiges Produkt „made in Germany“ zu erstellen. Die Bänder werden auf jeden Fall auf unserer Website zu kaufen sein, aber auch im Einzelhandel. Erste Bestellungen und Absichtserklärungen wurden bereits unterzeichnet. Auch die Einstellung von festen Mitarbeitern ist geplant. Derzeit beschäftigen wir zwei Werkstudenten.
Mehr Infos und den Start der Kickstarter-Kampagne erfährst du hier: www.straffr.com
Die Fragen stellte Jaana Kistner.