Tagtäglich streuen wir unsere Daten, um Newsletter zu nutzen, Kundenrabatte zu bekommen oder an Gewinnspielen teilzunehmen. Dabei geht uns der Überblick darüber verloren, wo wir überall registriert sind. Deshalb ist es zunehmend schwieriger, unsere privaten Daten wieder zu löschen.
Der Non-Profit Verein WHMD hat eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um die Transparenz und Kontrolle über unsere privaten Daten zurückzugewinnen. Eva Berger, Mitglied im Verein WHMD erzählt, wie die Idee entstand und wieso der Verein nun eine Crowdfunding-Kampagne gestartet hat.
Eva, ihr möchtet als Non-Profit-Verein dem einzelnen Nutzer die Kontrolle über seine Daten zurückgeben. Was habt ihr vor und wie ist die Idee entstanden?
Die Idee ist quasi nebenbei entstanden: Einige von uns arbeiten bei fino, einem Fintec-Startup mit Sitz im Science Park. Dort entwickeln wir ununterbrochen neue Produktideen. So sind wir auf die Herausforderung gestoßen, einen Überblick über die Weitergabe unserer Daten zu behalten. Wir finden das Thema unglaublich wichtig. Es ist ganz eindeutig ein Herzensprojekt von uns, das wir weiterführen möchten. Deshalb haben wir einen Non-Profit-Verein gegründet, der inzwischen bundesweit Mitglieder hat.
Was für eine Lösung plant ihr? Wie weit seid ihr in der Entwicklung?
Wir haben eine Plattform entwickelt, bei der die Nutzer sehen können, wo sie ihre Datenspur hinterlassen. Konkret fragt das von uns entwickelte Browser-Plugin immer dann, wenn man seine persönlichen Daten im Internet eingibt, ob diese Datenspur gespeichert werden soll. Wenn ja, werden diese gespeichert und gemeinsam mit den anderen Daten in der WHMD-Plattform übersichtlich angezeigt.
Das ist bisher der Stand der Entwicklung. Wir haben jetzt die Crowdfunding-Kampagne gestartet, um die Plattform weiterzuentwickeln und mehr Funktionen für den Nutzer anbieten zu können.
Wieviel hoch ist eure Fundingsumme und was passiert bei erfolgreicher Finanzierung mit dem Geld?
Wir möchten das Tool weiterentwickeln: Bislang fehlen die Daten aus der Vergangenheit. Wir können also nur ab Installation des Tools sehen, welche Daten wir aktuell streuen. Aber was ist mit den Daten aus der Vergangenheit?
Mit dem Crowdfunding möchten wir auch Daten aus dem Mailkonto einbinden, um z.B. Newsletter aufzuspüren, die wir vor längerer Zeit abonniert haben oder in welchen Online-Shops wir uns bereits registriert haben. Für die Erweiterung unseres Tools brauchen wir deshalb Software-Entwickler, die uns unterstützen. Dafür möchten wir die Fundingsumme von 15.000€ einsetzen.
Welche Dankeschöns bietet ihr an?
Wir bieten z.B. unterschiedlich lange Mitgliedschaften, aber auch ein „Meet & Greet“ mit den Vereinsgründern Lena Justen, Alexander Vey und Björn Sänger.
Wie viele Mitglieder hat der Verein bisher? Und welche Vorteile hat eine Mitgliedschaft?
Wir sind um die 60 Personen, die die Idee voranbringen möchten. Mitglieder zahlen einen Beitrag von einem Euro pro Monat und können dafür das Tool nutzen. Außerdem gibt es eine kostenlose Testversion für 30 Tage.
Was machst du persönlich, wenn dich ein Gewinnspiel lockt? Kannst du widerstehen oder wie gehst du persönlich mit deinen Daten um?
Ich bin da sehr konservativ unterwegs und habe auch kaum Bonuskarten. Ich frage mich immer, wieso Unternehmen diese Rabatte anbieten, denn kein Unternehmen hat etwas zu verschenken. Wir Verbraucher müssen uns bewusst sein, dass unsere Daten einen Preis haben. Bei Gewinnspielen halte ich mich zurück, weil ich weiß, dass die Gewinnchancen gering sind, meine Daten aber in jedem Fall erfasst werden. Ich habe etwa fünf Kundenkarten, die ich regelmäßig nutze. Ansonsten kaufe ich das meiste in regionalen Geschäften und nutze kein Paypal, weil ich nicht möchte, dass nachvollziehbar ist, was ich wann und wo kaufe.
Du hast selber eine Familie mit kleinen Kindern. Welche Tipps hast du beim Umgang mit der Datennutzung von Kindern?
Da sind oftmals wir Eltern gefordert, den Überblick darüber zu behalten, wo unsere Kinder unterwegs sind und welche Daten sie dort streuen. Auf jeden Fall sollten wir mit unseren Kindern über das Thema Datensicherheit sprechen und immer wieder an sie zu appellieren, sensibel mit Daten umzugehen! Darüber hinaus halte ich es für wichtig, dass das Thema auch in Schulen mehr in den Fokus rückt.
Was motiviert dich, dich im Verein zu engagieren?
Ich finde das Thema unglaublich wichtig und finde es spannend zu verfolgen, wo ich meine Daten bislang verteilt habe.
Hier geht es zur Crowdfunding-Kampagne von WHMD
Vielen Dank für das Gespräch.
Aufgezeichnet von Gabriele Hennemuth
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